Konzept und Texte von Elvira Mühlebach
Illustrationen von Benedikt Notter
Sommer 2003
Beschreibungen von alltäglichen Gebrauchsgegenständen, die ihr Wesen in 3-5 Sätzen "skizzieren", ihren Gebrauchszweck aber nicht verraten. Grenzen zwischen Gebrauchszweck und Erscheinung, Definiertem und Mehrdeutigem, Oberflächlichem und Verborgenem werden spürbar. Was der Gegenstand in räumlicher Ausdehnung, visuell wahrnehmbar repräsentiert, muss mit Worten linear und in zeitlicher Abfolge ausgedrückt werden. Diese Umschreibungen sind Ausgangspunkt einer bildnerischen Umsetzung, die wiederum ein räumlich strukturiertes Gebilde, ein gleichzeitiges, vielschichtiges Gefüge darstellt. Interessant sind Analogien, die das Ausgangsobjekt und die Zeichnung aufweisen.
Durch die zweifache Über- bzw. Umsetzung wird ein Dasein der Gebrauchsgegenstände sichtbar, das über ihre Gebrauchsbestimmung hinaus geht und sich vielleicht gar nicht im Material manifestiert. Diese Abstraktion lässt uns, eine uns weniger bewusste Ebene, der Gebrauchsgegenstände erfahren. Eine Ebene, die meistens verdeckt wird, durch die Selbstverständlichkeit mit der wir Gebrauchsgegenstände im Alltag begegnen und benutzen.
Das Ding ist unten am ehesten ein Schwan und oben ein Fischreiher. Sein Kopf kann es auf alle seiten drehen. Noch mehr, Kopf und Körper sind separate Teile, die einfach aufeinander gesteckt sind. Es scheint als könne es den Kopf in seinen Kragen einziehen, wenn es sich vor etwas fürchtet. Es hat nur eine Öffnung vorne beim Schnabel und da kommt manchmal eine Flüssigkeit raus. Das Ding möge aus einem Labor kommen, tut es aber nicht.
Das Ding kann stehen und liegen. Es ist länglich und hat unten Flüssigkeit gespeichert die oben in anderer Form raus kommt. Um den Prozess in Gang zu bringen, muss man auf geschickte Weise den Mechanismus ganz oben betätigen. Die Flüssigkeit ist durch eine Zwischenwand in zwei Kammern getrennt, wobei die Wand zu wenig hoch ist, eine Vermengung zu verhindern. Das ist auch gut so, denn nur von der einen Kammer führt ein feines Kapillarrohr in den oberen Teil wo die ganze Verwandlung passiert.
Dieses Ding sieht sehr gefährlich aus: sein Biss könnte tödlich sein. Es ruht mit aufgerissenem Gebiss. Fast unglaublich dass es eine so harmlose Absicht hat. In geschlossenem Zustand ist es ein halber Doppeldecker.
Dieses Ding hat einen zylindrischen Grundkörper. Die Fläche die den Zylinder oben abschliesst, wölbt sich wie wenn es darin einen Überdruck gäbe. Unten schliesst ein rohrartiges Teil an den Zylinder. Das Ding hat zwei Öffnungen und zwei Henkel von unterschiedlicher Grösse und Form.
Dieses Ding steht nicht so sicher. Es ist hoch. Wenn es fällt, fällt es auf eine Seite und nie nach vorne oder hinten. Der untere Teil besteht aus Bauch und langem sehnigem Hals. Der obere, viel kleinere Teil beinhaltet ein unüberschaubares Zusammenspiel von verschiedenen Teilchen. Ein schnittiges Nonnenhäubchen umhüllt diesen Teil, nur ein unverhältnismässig kleiner Gesichtsausschnitt lässt ein Auge rausschauen. Der Funktion nach wäre dies zwar eher ein Mund. Darunter macht ein solider Geissbart das Ding funktionstüchtig.
Dieses Ding scheint vor allem Form zu sein. Wenn einem billigen Ball die Luft ausgeht, könnte er etwa so aussehen. Zwar geht da auch Luft rein und raus aber es hat nicht nur Luft drin: ein Motor und viele andere technische Angelegenheiten. Dort wo die Luft raus kommt treten die Innereien etwas aus dem Gehäuse wobei diese durch ein dynamisch geformtes Gitterrostteil gut geschützt sind. Das Ding ist symmetrisch, aber der Strom wird seitlich zugeführt.
Dieses Ding kann Öffnen und Schliessen. Es gibt einen Drehpunkt. Es hat ein merkwürdiges Verhältnis von Symmetrie und Asymmetrie. Hinten hat es eine organische Form, vorne nicht. Hinten hat es zwei Löcher. Eines ist eiförmig und das andere annähernd nierenförmig.
Ding E50
Teile Bei diesem Ding spielen Drähte eine wichtige Rolle. Sie scheinen sich verwickelt zu haben, sind aber so raffiniert gebogen und ineinander verschlungen dass sie zwei unterschiedlich grosse eng aneinander zu drücken vermögen.
Dieses Ding ist wie ein Tausendfüssler der seine Beine verschränkt. Seine Schmetterlingsflügel sind wahrhaftig zu klein zum fliegen. Es gibt dein Vorn und Hinten.
Dieses Ding hat ein Innenleben das man nicht versteht. Es ist umhüllt von zwei Flächen die sich gegenseitig umarmen. Über eine Nabelschnur ist es mit einem grösseren Organismus verbunden. Es einen grossen Knopf den man aber fast nicht sieht.
Dieses Ding ist ein Hybrid von einem Würfel und einer Kugel. Es hat viele Buchstaben, Zahlen und horizontale Linien darauf, die ins Material eingeprägt sind. Ausser einem viel grösseren und fetteren Buchstaben sind alle Buchstaben und Zahlen gleich gross. Oben hat das Ding eine grosse, runde Öffnung.
Dieses Ding sieht sehr männlich aus. Ehrlich gesagt wirkt es etwas wie eine Waffe. Vielleicht ist es auch gar nicht so ungefährlich. Es hat aber ganz weiche Formen darüber gestreut. Und würde man es enthüllen, wird es um einiges harmloser. Man kann auch ganz lieb damit sein.
Dieses Ding besteht aus zwei zusammengesteckten Teilen. Dort wo es zusammengesteckt ist, hat es den grössten Querschnitt. Obwohl seine Länge ein Mehrfaches seiner Breite ist, wirkt es dick. Vorne und Hinten endet die fliessende Form ziemlich plötzlich, hinten sogar wie abgeschnitten.
Dieses Ding erinnert mich an ein Nagetier. Oder sogar zwei Nagetiere die sich lieben. Die Ohren stehen horizontal ab. Es hat eine sehr bestimmte Funktion. Es beeindruckt, dass einem so eingeschränkten Nutzen so viel Bedeutung gegeben wird dass dafür ein Werkzeug existiert. Es kann öffnen und schliessen, mehr nicht.
Dieses Ding stammt auch aus der Rochenfamilie. Auffällig sind die kleinen aber leuchtenden Augen und der lange Schwanz. Durch ein breiter, dunkler Schlitz in der Stirn können Informationen in sein Hirn geführt werden. Das Muster auf den beiden Seiten prägt seinen Charakter, es möge von einem Shark inspiriert sein. Die Querrillen beim Übergang Körper-Schwanz unterbrechen die Stromlinienform etwas.
Auflösung
Ding E14 Speiseölfasche
Ding E26 Feuerzeug
Ding E40 Bostitchentferner
Ding E34 Giesskanne
Ding E48 Wasserzerstäuber
Ding E38 Haarföhn
Ding E20 Poffertjes-Pfanne
Ding E22 Schere
Ding E50 Einmachglas
Ding E36 Haarklammer
Ding E30 G3-Apple-Maus
Ding E28 Waschkugel
Ding E18 Mobiltelefon
Ding E32 Leuchtstift
Ding E44 Bostitchentferner
Ding E46 CF-Kartenleser
Dingbeschreibungen
Konzept und Texte von Elvira Mühlebach
Illustrationen von Benedikt Notter
Sommer 2003
Beschreibungen von alltäglichen Gebrauchsgegenständen die ihr Wesen in 3-5 Sätzen zu „skizzieren“, ihren Gebrauchszweck aber nicht verraten. Grenzen zwischen Gebrauchszweck und Erscheinung, Definiertem und Mehrdeutigem, Oberflächlichem und Verborgenem werden spürbar. Was der Gegenstand in räumlicher Ausdehnung, visuell wahrnehmbar repräsentiert muss mit Worten linear und in zeitlicher Abfolge ausgedrückt werden. Diese Umschreibungen sind Ausgangspunkt einer bildnerischen Umsetzung, die wiederum ein räumlich strukturiertes Gebilde, ein gleichzeitiges, vielschichtiges Gefüge ist. Interessant sind Analogien, die das Ausgangsobjekt und die Zeichnung aufweisen.
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Ding E14 Speiseölfasche
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