Graduation project, Elvira Muehlebach und Colette Krummenacher, College of Art and Design Zuerich, Department of Industrial Design, Summer 2000
Awarded the Development Prize 2000 by the College of Art and Design Zuerich and the Swiss Design Prize, Willy Guhl, Industrial Design 2001
The signs of Sign Language are not purely ciphers for concepts. When we watch deaf people talking, we recognise, among other things, signified objects and actions, emerging from communications that we don‘t otherwise understand. The language of the Deaf creates analogues of the spatial relationships that we experience in our interaction with the world - rather than substituting concepts for them. Instead of uniformly encoding, this language appears to us to be able to fit itself to a “body language“ in things themselves. As designers we find this remarkable.
In pursuit of the body language of objects, we have sought, in our project, to design forms that resist conceptualisation and make us engage with them perceptually. We have designed and built a series of utilitarian objects, where what would normally be our first consideration, the use, has been held undefined. Because these models are clearly utilitarian objects, but admit of no determinate use, they let us experience them only through the materiality of their forms.
The project consists of a textual part and six models that present themselves against a pictorial background of actual consumer goods, in which context their distinct premise disappears. Conversely, an object from this background, placed imaginatively into the series, offers itself, in this moment, to be re-seen, as a form, lacking an instrumental meaning, and open to new possibilities of interpretation.
Diplomarbeit von Elvira Mühlebach und Colette Krummenacher, Studienbereich Industrial Design, Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Sommer 2000
Ausgezeichnet mit dem Förderungspreis 2000 der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich und dem Design Preis Schweiz, Willy Guhl, Industrial Design 2001
In den Gebärden der Gehörlosen erkennen wir unter anderem bedeutete Gegenstände und Tätigkeiten, auch wenn uns die Gebärdensprache fremd und die präzise Verständigung über sie unmöglich ist. Die Bezeichnung eines Gegenstandes durch Gebärden vermittelt räumlich Wahrnehmbares und ist nicht bloss seine begriffliche Ersetzung. Darin sehen wir eine Beziehung zu unserer Beschäftigung als Designerinnen.
Um Einsicht in die “Körpersprache” der Gebrauchsgegenstände zu erhalten, klammern wir bei der Gestaltung und Betrachtung von Gebrauchsgegenständen das aus, was zu Anfang einer Design-Aufgabe steht: die Gebrauchsbestimmung. Wir entwarfen und bauten sechs Formmodelle von Gebrauchsgegenständen.
Da die Modelle als Gebrauchsgegenstände erkennbar, in ihrem Gebrauch aber nicht erschliessbar sind, lassen sie uns beobachten, wie wir Formen erfahren wenn wir keine Begriffe für sie haben. Betrachter und Betrachterinnen stehen den Gegenständen in ihrer Körperhaftigkeit gegenüber.
In der Ausstellungssituation setzen wir den Modellen Bilder von bereits produzierten, käuflichen Gebrauchsgegenständen in den Hintergrund. Dadurch vermischen sich die beiden Ebenen. Denken wir uns nun ein Produkt aus diesem Hintergrund in der Reihe der Modelle, erscheint es für diesen Moment im selben Licht wie sie – seine bestimmte, instrumentell nützliche Funktion wird verdeckt, zugunsten der Wahrnehmung seiner Form und der Öffnung neuer Interpretatonsmöglichkeiten. Der Gegenstand wird über seine Gebrauchsbestimmung hinaus wahrnehmbar.
Im ersten Satz ihrer eigenen Projektbeschreibung haben die diesjährigen Preisträgerinnen zum Ausdruck gebracht, worum es ihnen bei ihrem Projekt gegangen ist. Wenn sie sagen „In den Gebärden der Gehörlosen erkennen wir unter anderem Gegenstände und Tätigkeiten, auch wenn uns die Sprache fremd und die präzise Verständigung über sie unmöglich ist.“ (Zitat aus Broschüre „Diplomarbeiten Industrial Design 2000“) kommt darin bereits der Widerspruch zum Ausdruck, dem Designer sich bei ihrer Arbeit gegenübersehen.
Die diesjährigen Preisträgerinnen, Colette Krummenacher und Elvira Mühlebach, haben das für uns scheinbar selbstverständliche einer Formensprache ganz grundsätzlich zu hinterfragen gewagt. Aus der Perspektive einer gesellschaftlichen Gruppe, der sich so mancher Gegenstand ganz anders erschliesst, haben sie uns diese längst kodierte Welt der Zeichen neu zu sehen und zu erkennen gegeben. Mit ihrer Interpretation haben sie insofern der Semantik der Gegenstände auch eine weitere, bereichernde Ebene hinzugefügt.
Gerade dadurch, dass sie selbstverständliche Zeichen dekodiert und in ihrer Oberflächlichkeit sichtbar gemacht haben, weist die Arbeit über die formale Tätigkeit der Designer sehr weit hinaus. Insofern ist es wohl auch kein Zufall, dass die Jury dieses Jahr eine Arbeit aus dem Fachbereich „Industrial Design“ ausgezeichnet hat. Sicher aber auch handelt es sich dabei nicht um die Auszeichnung der einzig würdigen Arbeit.
Vielmehr ist die Arbeit von Colette Krummenacher und Elvira Mühlebach auch Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung ihres Fachbereichs, der somit Rechnung getragen werden kann. Glücklicherweise aber auch hat die Schule, die Arbeit der Jury hat dies bestätigt, mehr als eine herausragende und damit auszeichnungswürdigen Arbeit hervorgebracht. Wenn wir aber nur einen Preis zu vergeben haben und zudem – in Anbetracht der Summe wohl verständlich – dem Giesskannenprinzip nichts abgewinnen können, dann sollte der Preis für die beiden Damen eben auch als ebenso überzeugendes wie eindeutiges Votum einer heterogen zusammengesetzten Jury verstanden werden.
In diesem Sinne, meine Damen, darf ich schliessen: Ausgezeichnet, Complimenti!!!
Hannes Wettstein
Artikel im Hochparterre September 2000
Formbeschreibungen
Elvira Mühlebach und Colette Krummenacher widmen sich einer Kernfrage des Designs: Der Sprache der Form. Sie fragen mit einer Kollektion von Objekten, was übrig bleibt, wenn wir beim Design von Gebrauchsgegenständen die Gebrauchsbestimmung ausklammern. Erinnerungen an den Gebrauch und Irritationen zum Beispiel, plastische Qualität und Ausblick aufs Nochnicht. Den Designerinnen gelingt, begleitet von gescheiten Texten, eine witzige und anregende Kritik an Ritualen der Wahrnehmung und den Dogmen des Industrial Designs.
Die Jury des Förderpreises der Hochschule für Gestaltung und Kunst (heute ZHDK) hat diese Arbeit mit einem Preis von 10’000.- Franken ausgezeichnet – als eine von zweien unter den 153 Diplomen der HGK dieses Jahres.
"the language of product form"
Graduation project, Elvira Muehlebach und Colette Krummenacher, College of Art and Design Zuerich, Department of Industrial Design, Summer 2000
Awarded the Development Prize 2000 by the College of Art and Design Zuerich and the Swiss Design Awards 2001, Willy Guhl, Industrial Design Prize
The signs of Sign Language are not purely ciphers for concepts. When we watch deaf people talking, we recognise, among other things, signified objects and actions, emerging from communications that we don‘t otherwise understand. The language of the Deaf creates analogues of the spatial relationships that we experience in our interaction with the world - rather than substituting concepts for them. Instead of uniformly encoding, this language appears to us to be able to fit itself to a “body language“ in things themselves. As designers we find this remarkable.
In pursuit of the body language of objects, we have sought, in our project, to design forms that resist conceptualisation and make us engage with them perceptually. We have designed and built a series of utilitarian objects, where what would normally be our first consideration, the use, has been held undefined. Because these models are clearly utilitarian objects, but admit of no determinate use, they let us experience them only through the materiality of their forms.
The project consists of a textual part and six models that present themselves against a pictorial background of actual consumer goods, in which context their distinct premise disappears. Conversely, an object from this background, placed imaginatively into the series, offers itself, in this moment, to be re-seen, as a form, lacking an instrumental meaning, and open to new possibilities of interpretation.
Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich Förderpreis 2000
Laudatio für Colette Krummenacher und
Elvira Mühlebach „Formbeschreibungen“ (Studienbereich Industrial Design)
Im ersten Satz ihrer eigenen Projektbeschreibung haben die diesjährigen Preisträgerinnen zum Ausdruck gebracht, worum es ihnen bei ihrem Projekt gegangen ist. Wenn sie sagen „In den Gebärden der Gehörlosen erkennen wir unter anderem Gegenstände und Tätigkeiten, auch wenn uns die Sprache fremd und die präzise Verständigung über sie unmöglich ist.“ (Zitat aus Broschüre „Diplomarbeiten Industrial Design 2000“) kommt darin bereits der Widerspruch zum Ausdruck, dem Designer sich bei ihrer Arbeit gegenübersehen.
Die diesjährigen Preisträgerinnen, Colette Krummenacher und Elvira Mühlebach, haben das für uns scheinbar selbstverständliche einer Formensprache ganz grundsätzlich zu hinterfragen gewagt. Aus der Perspektive einer gesellschaftlichen Gruppe, der sich so mancher Gegenstand ganz anders erschliesst, haben sie uns diese längst kodierte Welt der Zeichen neu zu sehen und zu erkennen gegeben. Mit ihrer Interpretation haben sie insofern der Semantik der Gegenstände auch eine weitere, bereichernde Ebene hinzugefügt.
Gerade dadurch, dass sie selbstverständliche Zeichen dekodiert und in ihrer Oberflächlichkeit sichtbar gemacht haben, weist die Arbeit über die formale Tätigkeit der Designer sehr weit hinaus. Insofern ist es wohl auch kein Zufall, dass die Jury dieses Jahr eine Arbeit aus dem Fachbereich „Industrial Design“ ausgezeichnet hat. Sicher aber auch handelt es sich dabei nicht um die Auszeichnung der einzig würdigen Arbeit.
Vielmehr ist die Arbeit von Colette Krummenacher und Elvira Mühlebach auch Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung ihres Fachbereichs, der somit Rechnung getragen werden kann. Glücklicherweise aber auch hat die Schule, die Arbeit der Jury hat dies bestätigt, mehr als eine herausragende und damit auszeichnungswürdigen Arbeit hervorgebracht. Wenn wir aber nur einen Preis zu vergeben haben und zudem – in Anbetracht der Summe wohl verständlich – dem Giesskannenprinzip nichts abgewinnen können, dann sollte der Preis für die beiden Damen eben auch als ebenso überzeugendes wie eindeutiges Votum einer heterogen zusammengesetzten Jury verstanden werden. In diesem Sinne, meine Damen, darf ich schliessen: Ausgezeichnet, Complimenti!!!
Hannes Wettstein
Artikel im Hochparterre September 2000
Formbeschreibungen
Elvira Mühlebach und Colette Krummenacher widmen sich einer Kernfrage des Designs: Der Sprache der Form. Sie fragen mit einer Kollektion von Objekten, was übrig bleibt, wenn wir beim Design von Gebrauchsgegenständen die Gebrauchsbestimmung ausklammern. Erinnerungen an den Gebrauch und Irritationen zum Beispiel, plastische Qualität und Ausblick aufs Nochnicht. Den Designerinnen gelingt, begleitet von gescheiten Texten, eine witzige und anregende Kritik an Ritualen der Wahrnehmung und den Dogmen des Industrial Designs.
Die Jury des Förderpreises der Hochschule für Gestaltung und Kunst (heute ZHDK) hat diese Arbeit mit einem Preis von 10’000.- Franken ausgezeichnet – als eine von zweien unter den 153 Diplomen der HGK dieses Jahres.
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